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FOTO: CHARLOTTE GOLTERMANN

Autor und Musiker Sven Regener: „Keinen Scheiß machen. Immer die Hälfte zurücklegen“

Sven Regener war schon ein erfolgreicher Musiker, bevor er den Erfolgsroman „Herr Lehmann“ veröffentlichte. Der FAZ sagte er einmal, seine Idee sei es, „damit durchzukommen, ein Leben lang nicht arbeiten zu müssen“. Dass er Schriftsteller wurde, ergab sich, als er 39 Jahre alt war. Die ersten Songs schrieb er 1984, seine Band „Element of Crime“ wurde 1985 gegründet. Seitdem sind sie unterwegs. Regener sagt: „Die Bücher kamen da nur noch dazu. Die Lehmann-Romane waren für mich, wenn Sie so wollen, wie ein Sechser im Lotto. Ein Glücksfall.“ Wir sprachen mit ihm über seine frühen Musikerjahre, absetzungsfähige Arbeitsgeräte und ein 30-Liter-Fass mit Nackenheimer Wein.

Sie sind Autor und Musiker. Welches Geschäft ist härter?
Das kann ich nicht sagen. Für mich ist beides ein Vergnügen.

Und: Welcher Teil der Steuererklärung ist schwieriger?
Das ist alles dieselbe Steuererklärung. Da gibt es keine Trennung. Bei der Band kommt zwar noch eine GbR ins Spiel, aber das ist relativ unkompliziert.

Wann haben Sie die letzte Steuererklärung selbst gemacht?
Noch nie.

Wer hat sich bei Zatopek, Ihrer ersten Band Anfang der Achtzigerjahre, um das Finanzielle gekümmert?
Da gab es nicht viel zu kümmern. Wir haben auf Tournee jeder 50 Mark am Tag verdient. Das kriegten wir in bar. Ich glaube, Peter Stephan, der war Keyboarder und Saxophonist, hat sich damals mit den Einzelheiten beschäftigt.

Plattenvertrag, Aufnahmen, Tournee – wie chaotisch lief das Bandleben im Vergleich zu Element of Crime heute?
Bei Zatopek jetzt? Da war ich nur so eine Art angeschlossenes Mitglied. Zatopek waren neun Leute, vier oder fünf davon bildeten irgendwie einen Kern, der das Sagen hatte. Man kann das nicht mit Element of Crime vergleichen. Und sehr chaotisch war es nicht. Es gab nur viel Streit, aber das muss ja nicht schlecht sein.

Wovon haben Sie in den Achtzigerjahren Ihre Miete bezahlt?
Als Student haben mich meine Eltern unterstützt und ich habe BaföG bekommen. Ab 1985 habe ich dann neben Element of Crime noch gejobbt, meist als Schreibkraft, Fremdsprachensekretär, sowas.

Und in den Neunzigerjahren?
Ab März 1989 habe ich dann von Element of Crime gelebt.

Gab es bei Ihnen auch mal diesen Moment der einen großen Steuernachzahlung, der eine größere Disziplin folgte?
Nein. Wir hatten einige abschreckende Beispiele um uns herum gehabt. Und wir hatten keinen großen Hit. Es sind ja oft die Hits, die den Musikern das Genick brechen, weil sie unvorsichtig machen.

Wann haben Sie die Finanzverwaltung Ihrer Band Element of Crime professionalisiert?
Von Anfang an. Es gab und gibt immer einen von uns, der das Konto und die Kasse führt und die Rechnungen schreibt und dann natürlich einen Steuerberater. Bei der Band finden aber nur die Live-Einnahmen und die Merchandising-Lizenzen Eingang in die GbR, das ist übersichtlich und findet mit professionellen Partnern statt, also einer Konzertagentur und einer Merchandising-Firma. Plattenlizenzen und Gema-Einnahmen sind individuell und bleiben bei der GbR draußen.

Haben sich Musiker in West-Berlin Tipps gegeben, welcher Steuerberater etwas taugt?
Wenn ja, dann war ich nicht dabei. Unseren jetzigen Mann haben wir über Freunde gefunden, aber das waren keine Musiker.

Woher hatten Sie Ihr Know-How, wenn es ums Geld ging?
Wir hatten kein Know-How, es ist aber auch nicht schwierig, mit Geld umzugehen, wenn kaum was da ist!

Das Buch „1000 ganz legale Steuertricks“ – stand das damals auch in ihrem Buchregal?
Nein.

Ist Ihre Trompete eigentlich auch ein absetzungsfähiges Arbeitsinstrument?
Natürlich. Sie ist aber längst abgeschrieben, ich habe sie seit 20 Jahren.

In den Autorenvermerken Ihrer Songs steht: Text: Sven Regener, Musik: Element Of Crime. Was bekommen Sie von der Gema?
Den Textanteil und 1/4 des Musikanteils. Das sind dann 5/8.

Sie haben zuletzt ein Buch über Andreas Dorau geschrieben, eine Geschichte des fortwährenden Scheiterns als Künstler. Wie viele Künstler haben Sie scheitern gesehen?
Alle Künstler scheitern auch immer mal wieder, es kann einem nicht alles gelingen. Das hat aber nichts mit gesellschaftlichem Erfolg und Geld zu tun. Auch bei Andreas nicht. Das sind Nebensachen. Finanziell habe ich nur insofern Leute scheitern sehen, als dass sie beim Finanzamt hoffnungslos ins Hintertreffen geraten sind.

Was machen die heute beruflich?
Das ist unterschiedlich. Manche sind beruflich weiterhin Künstler, andere machen irgendwas anderes.

Doraus bekanntestes Stück war „Fred vom Jupiter“. Kennen Sie Kollegen, die von einem Song leben können?
Natürlich, da gibt es viele. Potenziell alle, die mal einen richtigen Hit hatten.

Schon mal überlegt, ein Weihnachtslied zu schreiben?
Nicht ernsthaft. Aber wir haben mit Element of Crime einmal „Leise rieselt der Schnee“ gecovert. Das ist ein tolles Lied.

Sie haben als Element of Crime insgesamt 141 Lieder geschrieben. Mit welchem haben Sie am meisten Geld verdient?
Schwer zu sagen. Wahrscheinlich mit „Delmenhorst“.

Ist es auch Ihr bestes?
Die sind alle gut.

Es kommen regelmäßig Anfragen, Ihre Song-Texte in Schulbüchern abzudrucken. Gibt’s dafür eigentlich auch Geld?
Könnte sein, das ist bei Songtexten Verhandlungssache. Aber ich lehne das immer ab. Wenn, dann gehören sie in den Musikunterricht. Es gibt aber immer nur Anfragen für Deutschlehrbücher.

Was raten Sie einer jungen Band, wenn es um Verträge, Steuern usw. geht?
Keinen Scheiß machen. Immer die Hälfte für die Steuer zurücklegen.

2016 haben Sie die die Carl-Zuckmayer-Medaille erhalten. Der Gewinn: ein 30-Liter-Fass mit Nackenheimer Wein. Mussten Sie das versteuern?
Nein. Preise muss man nur versteuern, wenn sie sich auf ein konkretes Werk beziehen. Preise für allgemeine Verdienste, Lebenswerk usw., nicht. Thomas Mann hätte nach dieser Regelung seinen Nobelpreis noch versteuern müssen, Günter Grass musste es nicht. Die Zuckmayer-Medaille gibt es für besondere Verdienste um die deutsche Sprache und ohne konkreten Werkbezug. Da muss man dann nicht die Hälfte für das Finanzamt zurücklegen, Gottseidank!