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COMIC: TOMMY SCHWARWEL

Tommy Schwarwel:“Wenn Du zu Deinem Anwalt gehst, nimm einen Anwalt mit!“

Er ist Schöpfer der Comicfigur „Schweinevogel“, Hausgrafiker der Band „Die Ärzte“ und Art Director der Werbeagentur „Glücklicher Montag Productions“ in Leipzig. Wir sprachen mit Comiczeichner Tommy Schwarwel, dessen Dienste auch Bands wie Rosenstolz oder Good Charlotte gern in Anspruch nehmen. Schon im Jahr 1987 erschuf der heute 42-jährige Leipziger seinen Schweinevogel – eine genetische Mischung aus Schwein und Vogel, die im Jahr 2008 in einem Animationsfilm auch erstmals „zu leben“ begann. Zusammen mit „Ärzte“-Bandmitglied Bela B. gründete Tommy Schwarwel den Comicverlag EEE („Extrem Erfolgreich Enterprises“), in dem auch im Zeitraum von 1996 bis 2006 seine Comics erschienen.

Wie kamen Sie zur Comic-Kunst? Waren Sie schon früher der Typ Schüler, der dauernd während des Unterrichts Comics zeichnete und später dann für die Schulbands die Bandlogos entwarfen?
Ja, der ewig Zeichnende, das war ich. Nur gab´s im Osten zu meiner Schulzeit zwischen 1975 und 1985 keine Schulbands – stattdessen habe ich Bierdeckel-Badges mit HSV- und Bayern Logos bemalt oder Plattencovermotive der Gruppe Celtic Frost auf Jeanskutten gepinselt. Die eigenen Logo- und Shirtkreationen kamen dann erst während der Lehre, als ich in die DDR-Subkultur eintauchte und „die anderen Bands“, Metal und Punkrock für mich entdeckte. 

Während Ihrer Schulzeit gab es die DDR noch. Es war sicherlich nicht einfach, an westliche Comic-Hefte zu kommen…
Das stimmt. Aber Mangel erzeugt Kult – und so ging ich zu jedem, von dem es hieß, er habe Comics. Mit einem Stapel Tauschwaren tauchte ich vor den Türen besorgter Mütter auf und blieb hartnäckig, bis ich die ersehnten Hefte in den Händen hielt. Von Fix & Foxi über U-Comix, Clever & Smart und Hulk bis zu japanischen Hardcore-Manga hatte ich alles querbeet in meiner zerlesenden Sammlung. Umso enttäuschter war ich, als ich beim ersten Besuch eines Westberliner Comicshops feststellen musste, dass es dort einfach keine Serien oder Künstler gab, die ich noch nicht kannte. Ich bin also damals ganz ohne Beute zurück in den Osten gefahren. 

Wie kam dann die Idee zu Schweinevogel?
So profan der Name Schweinevogel ist, so ist auch seine Entstehungsgeschichte. Als damals, im Sommer 1986, die Nachrichten um das erste Klonschaf Dolly durch die Welt gingen, überlegten meine Jugendliebe und ich uns, welche Nutztiere wohl als nächstes auf uns zu kommen würden im wilden Klon- und Kreuzungswahn der Landwirtschaftsindustrie. Nach Huhnkühen und Kükenfischen war der Schweinevogel die Kreatur, die irgendwie hängenblieb. 1987 zeichnete ich dann eine „Originstory“ von der Zeugung und dem Schlüpfen des Kerls. Seitdem ist er da und eigentlich hat er sich seitdem auch nicht groß verändert. Die Haare waren immer ein Problem, aber sein infantiler Habitus und sein Grundcharakter haben sich nie geändert. 

Howard Carpendale hat hier im Interview auf medienvorsorge.de erzählt, dass sein Verhältnis zu deutschen Finanzämtern sehr ambivalent sei. Was für Erfahrungen haben Sie bislang mit dieser Behörde gemacht?
Nun, ich mache sie immer noch. Durch die Verschuldung einer alten Agentur-GbR werde ich mein Leben lang ein herzliches Verhältnis zum Finanzamt haben. In den Jahren seit meiner ersten eidesstattlichen Versicherung 1995 habe ich den Moloch kennengelernt, wie er auch in Gilliams Film „Brazil“ großartig gezeigt wird: als eine undurchsichtige Maschinerie, die bewusst nebulös gehalten wird, so dass Vater Staat immer noch schön die Hand offen halten kann. In unserer Agentur Glücklicher Montag, einer GmbH, haben wir auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen stets ein Auge darauf, „sauber“ zu bleiben, was angesichts des undurchdringlichen Verordnungsdschungels und diensteifriger, aber oftmals sehr unkreativer Steuerberatungsangestellten wirklich eine schwere Aufgabe ist. Es gibt meiner Erfahrung nach seitens des deutschen Finanzamtes wenig Anreiz, sich zu bemühen, durch „ehrliche Arbeit“ reich, einigermaßen wohlhabend oder wenigstens gut durchkommend werden zu wollen. Ohne das Ausschöpfen sämtlicher krimineller Energien und/oder König Zufall halte ich es sogar für fast ausgeschlossen, von seiner Arbeit als Klein- oder mittelständischer Unternehmer tatsächlich gut leben zu können – und sich trotzdem noch im Spiegel anschauen zu können, was mir persönlich immer sehr wichtig ist. 

Das Finanzamt unterstellt häufig Künstlern, die über einen längeren Zeitraum keine Gewinne erzielen, sog. „steuerliche Liebhaberei“ (*)
Bei unserem Comicverlag EEE, den ich neben Bela B. als Mitherausgeber und Chefredakteur betrieb, wurde Bela als Inhaber und Finanzier – neben dem Begriff „Steuerabschreibungsprojekt“ – Gleiches vorgeworfen. Letztlich führte das dazu, dass wir die Lust am professionellen Produzieren von Comics verloren und Bela den Verlag schloss. (Anm. d. Red.: Unter „Steuerabschreibungsprojekten“ werden im allgemeinen Sprachgebrauch Projekte verstanden, die nur aus steuerlichen Gesichtspunkten unterhalten werden, um die hieraus resultierenden Verluste mit Gewinnen anderer Art zu verrechnen und somit Steuern zu sparen.)

Kümmern Sie sich noch selbst um ihre Steuern oder lassen Sie die Profis ran?
Da ich jetzt Angestellter einer GmbH bin, muss der Profi ran. Aber auch aufgrund meiner Erfahrungen aus den Freiberuflerjahren rate ich jedem dazu, Profis in Anspruch zu nehmen und sich Zeit zu nehmen, jede Ecke des eigenen Imperiums auszuleuchten, die eigene Arbeit und die Finanzlage stets im Blick zu haben. Und um Himmels Willen niemals die Augen verschließen und den Profis völlig blind vertrauen. Die heißen nämlich nicht umsonst „Steuerberater“ und nicht „Verantwortung-über-das-eigene-Leben-Abnehmer“. Unser Anwalt gab uns mal einen sehr schönen Satz mit auf den Weg: „Wenn du zu deinem Anwalt gehst, nimm einen Anwalt mit“.

(*) Erzielen Künstler aus ihrer Tätigkeit dauerhaft Verluste, prüft das Finanzamt, ob die Tätigkeit als nicht relevante steuerliche Liebhaberei einzustufen ist. Sodann bleiben die erzielten Verluste steuerlich außen vor. Nach Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes ist steuerliche Liebhaberei eine Betätigung, „die nicht Ausdruck eines wirtschaftlichen, auf Erzielung von Erträgen gerichteten Verhaltens ist, sondern auf privater Neigung beruht“. Siehe auch

Interview: Rüdiger Schaar

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