Keine Liebhaberei bei Verlusten aus schriftstellerischer Tätigkeit

Das Finanzgericht Baden-Württemberg hat die Verluste eines [...]

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»Man sollte im Hinblick auf die Finanzen sein Ego an die Seite tun und sich unbedingt einen Steuerberater suchen.«

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FOTO: MANFRED ESSER

Howard Carpendale – Mein Verhältnis zu deutschen Finanzämtern ist und bleibt ambivalent

Er ist einer der ganz Großen in der deutschen Musikbranche: Howard Carpendale (64), war gefühlt immer da, immer super erfolgreich und seine Songs waren immer Ohrwürmer, die ihres Gleichen suchten. Alle seine Hits aufzuzählen, wäre fast unmöglich. Ob mit „Das schöne Mädchen von Seite 1“ (1970), „Deine Spuren im Sand“ (1975), „Tür an Tür mit Alice“, „Ti amo“ (beide 1977), „Hello again“ (1984) oder „Laura Jane“ (1987) – um nur ein paar seiner alten Klassiker aufzuzählen – immer hat Howard Carpendale das geschafft, was den meisten seiner Kollegen verwehrt blieb: Ganz nah an seinen Fans zu sein, sich doch immer wieder neu zu erfinden und zu einer lebenden Legende zu werden, die mit Preisen und Aufzeichnungen überhauft wurde (u.a. drei „Echos“ und zig Goldene & Platin-Schallplatten). 2003 verabschiedete sich „Howie“, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, mit einer großen Abschiedstournee von der Showbühne. Er hatte „genug“, wie er damals sagte, wollte kürzer treten, Golf spielen und seinen Lebensabend genießen. Nicht nur für seine Anhänger ein großer Schock. „Knapp fünf Jahre später wurde ich wortbrüchig“, sagt Howard Carpendale. „Erst nach meinem Abschied wurde mir richtig klar, wie wichtig die Bühne für mein Leben war.“ Also kehrte Carpendale mit einem fulminanten Comeback 2007 zurück und ging auf Tour durch die größten deutschen Arenen. Eine Konzertreise, die nicht nur Showgeschichte schrieb, sondern auch mit dem begehrten „LEA“-Award“ als beste Hallentournee des Jahres ausgezeichnet wurde – trotz großer ausländischer Konkurrenz. Ende letzten Jahres veröffentlichte Carpendale sein neues Album „Stark“ und ab April diesen Jahres startet er auch endlich wieder zu einer lang erwarteten, neuen Live-Tour (Daten siehe unten). Mitten in den heißen Proben für seine Konzerte nahm er sich die Zeit, um mit Medienvorsorge.de über seine Gefühle, seine Karriere – und seine Einstellung zu deutschen Finanzämtern zu sprechen.

Sie sind seit so vielen Jahren im Job: Kennt man da eigentlich noch Lampenfieber?
Richtiges Lampenfieber habe ich eigentlich nie gehabt. Im Moment bin ich ein bisschen aufgeregt, so wie ich es vor jeder meiner Tourneen war. Doch die Freude darauf, wieder auf der Bühne zu stehen, live zu singen und meinen Fans nah zu sein, überwiegt.

Erwarten die Fans eigentlich immer, dass Sie all ihre großen Hits performen?
Sicherlich wartet jeder auf einen Song, „seinen“ Song. Aber wir versuchen immer im Vorwege sicher zu stellen, dass das Konzert keine Ansammlung von Hits ist, sondern ein Programm über das mein Team und ich uns lange Gedanken gemacht haben. Alles soll aus einem Guss sein und die Fans hineinziehen und begeistern. Und natürlich bauen wir hierfür auch alte Hits mit ein.

Sie sind gebürtiger Südafrikaner, waren lange in Deutschland und leben heute in Florida (USA). Was würden Sie als Ihre Heimat bezeichnen?
Home is, where the heart is – sagen die Amerikaner so schön. Und es stimmt. Ich war zwischen meinem 20. und 40. Lebensjahr fast ausschließlich in Deutschland und habe nicht nur meine beruflichen, sondern auch meine privaten Wurzeln hier. Auch wenn ich heute nicht das ganze Jahr in Deutschland bin – wenn ich nicht gerade auf Tour oder in Proben bin – so schlägt mein Herz hier. Aber durch meine Mutter, die noch in Südafrika lebt und mein Leben in den USA fühle ich mich auch diesen Ländern verbunden.

Sind Sie eigentlich ein guter Geschäftsmann? Im Gegensatz zu vielen Kollegen Ihrer Zunft, hat man bei Ihnen nie etwas von Finanzkrise oder privater Insolvenz gelesen.
Ich bin nie große Risiken eingegangen und war immer sehr vorsichtig bei allem, was ich getan habe. Klar habe auch ich Fehler gemacht und ein richtiger Geschäftsmann mit Anzug, Krawatte und Büro mit Sekretärin in das er geht um von dort sein Imperium zu lenken, werde ich wohl nie sein. Ich bin und bleibe in erster Linie ein Künstler.

Die ja bekanntermaßen oft zum leichten bis mittelschweren Chaos neigen. Wie ist das bei Ihnen? Belege, Rechnungen und Co.: Fliegt das bei Ihnen alles herum, oder ist es ordentlich sortiert?
Nein, nicht wirklich. Wenn meine Steuererklärung fällig ist, muss auch ich jedes Mal wühlen und sortieren. Aber mein Steuerberater hat alles genau im Blick und ich habe nach so vielen Jahren in diesem Job immer ein sehr gutes Gefühl, wie das vorangegangene Jahr finanziell so gelaufen ist, und ob und wie viel ich für die Steuer zu Seite legen muss.

Gerade werden hier zu Lande wieder Steuersünder, die ihr Geld in die Schweiz geschafft haben, gejagt. Sind die Deutschen böse Steuerhinterzieher, oder ist unser System hier einfach falsch?
Ich glaube, die Deutschen haben einfach das Vertrauen in ihr Land und ihre Politiker verloren. Dazu gab es vor einger Zeit eine Sendung im TV, bei Anne Will, die mich sehr begeistert hat. Man hat ja gerade in diesen Tagen viel darüber gelesen, dass zum Beispiel Skandinavier gerne ihre Steuern bezahlen, weil sie einfach wissen, WAS das Land mit ihrem Geld macht. In Deutschland ist das anders. Da ist vieles verworren und verschlungen, kaum jemand hat Durchblick und Vertrauen. Früher, in den 50er und 60er Jahren oder auch zum Beispiel unter Willi Brandt in den 70ern war Deutschland ein Vorzeigeland. Ein Land mit einer Struktur und Politik, auf das andere Länder neidisch waren. Das ist heute ganz gewiss nicht mehr so. Das fängt schon bei den Finanzämtern an.

Inwiefern?
Man hat in Deutschland das Gefühl, dass sie dein Feind – und nicht dein Freund sind. Sie arbeiten wie die Polizei, sind oft unfreundlich, um nicht zu sagen pietätlos. Ich habe Geschichten gehört – ohne Worte. Da stirbt ein reicher Mann und zwei Tage später wird seine Witwe vom Finanzamt angerufen, nicht dass die ihr Beileid aussprechen wollen. Nein, in harschem Ton wird die Witwe gefragt, wann denn die Testamentseröffnung sei und dass sie jetzt ja nicht irgendwelche Vermögenswerte veräußern dürfe. Sehr sehr geschmacklos, aber typisch.

Was machen andere besser? Sie haben ja nun den Vergleich, zum Beispiel mit den USA.
Das ist da ein ganz anderes Miteinander. Da hatte ich vor gar nicht langer Zeit eine Prüfung. Da hat sich das Finanzamt sehr freundlich angemeldet, vor Ort waren sie entzückend und hilfsbereit, haben einem nie das Gefühl gegeben“DU bist ein Verbrecher und DEIN Geld finden wir“, sondern waren behilflich bei der Suche oder haben mit mir überlegt, wie oder wohin was gebucht worden sein könnte. Sehr, sehr nett der Umgang. Ein paar Tage nach der Prüfung bekam ich einen Brief von denen, in dem stand, dass alles ganz toll gelaufen sei, sie nichts zu beanstanden hätten und dass sie sich noch einmal in aller Form bei mir für die gute Zusammenarbeit und die Ordnung meiner Belege und so weiter bedanken wollten. Ein Dankesbrief! Meinen Sie, so einen hat schon mal irgendjemand von einem deutschen Finanzamt bekommen?

Eher nicht. Hatten Sie auch schon mal persönlich Ärger mit denen?
Oh ja. Vor rund 20 Jahren. Da haben sie sich geweigert, 1000 Mark Telefonkosten anzuerkennen, die ich damals geltend gemacht hatte. Handys gab es noch keine und in Telefonzellen bekommt man keine Quittungen. Wegen 1000 Mark haben die ein riesiges Theater veranstaltet. Und Sie können sich vorstellen, dass ich damals auch schon sehr gut verdient habe und zig Tausende an Steuern abgeführt habe. Aber das war denen egal, man beharrte darauf, das nicht anzuerkennen.

Aber inzwischen haben Sie Ihren Frieden mit denen gemacht?
Nicht so wirklich. Ich bin ja irgendwann aus privaten Gründen nach Florida gezogen und zahlte dort meine Steuern.  Mein Verhältnis zu deutschen Finanzämtern ist und bleibt aber ambivalent. Die haben hier einfach ein echtes Imageproblem…

Interview: Jens-Stefan Hübel

„Stark“ Tour 2010

  • 04.04.2010 Emsdetten, Ems Halle
  • 06.04.2010 Essen, Gruga Halle
  • 07.04.2010 Hamburg, Congress Centrum Hamburg CCH
  • 08.04.2010 Hamburg, Congress Centrum Hamburg CCH
  • 10.04.2010 Köln, LANXESS arena
  • 11.04.2010 Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
  • 13.04.2010 München, Olympiahalle
  • 15.04.2010 Berlin, Max Schmeling Halle
  • 16.04.2010 Zwickau, Stadthalle
  • 17.04.2010 Leipzig, Arena
  • 19.04.2010 Magdeburg, Bördelandhalle
  • 20.04.2010 Erfurt, Messehalle
  • 22.04.2010 Bremen, AWD Dome
  • 23.04.2010 Hannover, AWD Arena
  • 24.04.2010 Düsseldorf, Philippshalle
  • 26.04.2010 Mannheim, SAP Arena
  • 27.04.2010 Kempten, bigBOX Allgäu
  • 28.04.2010 Saarbrücken, Saarlandhalle
  • 29.04.2010 Braunschweig, Kleine VW Halle
  • 30.04.2010 Halle/Westfalen, Gerry Weber Stadion
  • 03.05.2010 Frankfurt/M., Festhalle
  • 05.05.2010 Nürnberg, Arena
  • 07.05.2010 Wien, Wiener Stadthalle

Karten über www.eventim.de
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