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PRESSEFOTO: MARCO ARMBORST

Steffen Groth und die Rolle der Schreibtischkünstler

Ihm kann man mit der Fernbedienung in der Hand fast nicht entgehen: Schauspieler Steffen Groth ist im deutschen TV ein wahrer Tausendsassa. Kaum eine Fernsehserie, in der er nicht irgendwann mal dabei war, kaum ein Movie-Genre, das er nicht erfolgreich ausprobiert hat. „Inga Lindström“, „Das Traumschiff“, „Soko 5113“, „Familie Dr. Kleist“, „Alles außer Sex“, „SOKO Wismar“, „SOKO Kitzbühel“, „Tatort“, „Die Strandclique“, „Die Rosenheim Cops“ – die Liste der Produktionen, in denen er mit von der Partie war, ließe sich schier endlos fortsetzen. Als nächstes kann man den smarten Akteur in dem historischen Mehrteiler „Weißensee“ und in Dani Levys neuestem Kinofilm „Das Leben ist zu lang“ bewundern. Außerdem wird der 35-jährige, der sich privat sehr für die Hilfsorganisation „Care“ engagiert, und ganz nebenbei auch noch an eigenen Drehbüchern arbeitet, zehn Folgen für „Großstadtrevier“ und eine neue Staffel für die hoch dekorierte und mit Auszeichnungen überhäufte „RTL“-Serie „Doctor´s Diary“, in der er den Millionär Alexis von Buren mimt, abdrehen. In den nächsten Tagen beginnen die Dreharbeiten für die neue Staffel. Ein sehr voller Zeitplan also. Und gar nicht so leicht, den Vielbeschäftigten für ein Interview überhaupt zu erreichen. Nach einigen gescheiterten Versuchen gelang es medienvorsorge.de dann aber doch – telefonisch: im ICE. Auf seinem Weg von Frankfurt nach Berlin, nach einem großen Familientreffen.

Herr Groth: Müssen wir uns Sorgen um Ihre „Work Life Balance“ machen?
Ach nein, nicht wirklich. Ich mache kaum einen Unterschied zwischen Work und Life. My work is my life, müsste ich eigentlich sagen. Aber wenn man es ganz streng trennen wollte, haben Sie Recht. Nein, dann stimmt die Balance nicht so wirklich.

Was in Ihrem Fall wohl heisst: Zu viel Arbeit und zu wenig Privates?
Richtig. Das muss ich dann leider so zugeben. Ich denke zwar bei der Arbeit immer an meine Familie und meine Kinder, aber in meiner knappen Freizeit habe ich dann halt immer noch gefühlte tausend Sachen, um die ich mich auch kümmere. Und irgendwie habe ich an manchen Tagen das Gefühl, dass ich eigentlich NUR arbeite.

Auf Ihrem Schauspieler-Demo-Band, das man im Internet angucken kann, kann man hören, wie perfekt Sie verschiedene englische Akzente imitieren können. Naturbegabung oder hartes Training?
Ich war nach dem Abitur zwei Jahre in den USA und habe mir dort den amerikanischen Akzent angeeignet. Später war ich öfter in London – und dann konnte ich auch den britischen ganz gut. Und für eine englische Rolle habe ich auch noch einmal ein intensives Sprachtraining für den britischen Akzent absolviert – danach sass der fast perfekt.

Muss ein guter Schauspieler immer auch sehr sprachbegabt sein?
Also schaden tut es mit Sicherheit nicht. Aber wer jetzt denkt, dass das Sprachtalent einen zum guten Schauspieler macht, der irrt leider. Es gibt allerdings Kollegen, und ich denke da zum Beispiel an Bully und seine Kollegen, da ist man völlig baff, was die mit Akzenten, Sprache und Worten hinkriegen. Ich glaube, das ist fast einmalig und ein unglaubliches Talent, was sie haben.

Sie sind in der RTL-Serie „Doctor´s Diary“ mit von der Partie. Hätten Sie selbst damit gerechnet, dass die Serie so erfolgreich sein wird?
Nein, absolut nicht. Man kann in diesem Job wirklich nie vorher sagen, ob etwas läuft und wirklich erfolgreich ist. Ich habe da von meinem Buchgefühl her schon so oft daneben gelegen. Einige Male habe ich gedacht: Das wird jetzt aber der Klopfer – und dann war es ein Flop. Und bei anderen Produktionen dachte ich: Na ja, mal gucken, ob sich dafür wohl viele Zuschauer finden – und dann waren es hinterher die Megaerfolge. Man kann sich in den Kopf des Zuschauers leider niemals hineindenken. Aber bei Doctor´s Diary hatte ich eigentlich immer ein gutes Gefühl und freue mich natürlich um so mehr, dass der Zuschauer es auch mag, ja scheinbar geradezu liebt.

Warum ist die Serie Ihrer Meinung nach so erfolgreich?
Wir alle, die beteiligt sind, stehen zu 150 Prozent hinter der Serie. Ich glaube ein Erfolgsrezept ist, dass der Drehbuchautor bei diesem Serienprojekt so eingebunden ist, wie es sonst nur bei amerikanischen TV-Serien üblich ist. Sprich: Vieles wird von ihm gesteuert und bewegt, enorm viel liegt im Wortwitz, den er so grandios rüberbringt. Ich glaube die Serie ist vorallem wegen dieser Wortwitz-Dichte und den Szenen voller Komik so beliebt.

Wie geht es denn mit Gretchen und Ihnen weiter? Wird aus Ihnen doch noch das richtige Traumpaar?
Na, schauen wir mal und warten ab. Wir drehen bald die neuen Folgen. Zum Staffelstart wird es einen 90-Minüter geben und dann sechs brandneue Folgen.

Und dann wird der Zuschauer es hoffentlich erfahren…
Ehrlich gesagt: Wir wissen es selbst noch gar nicht. Das neue Drehbuch wird auch für uns eine Überraschung sein. Ich habe schon einmal mit dem Autor telefoniert und ich glaube man kann sagen, da gibt es einiges, auf das man sich freuen kann. Er hat da einige sehr skurile und schräge Ideen in der Pipline…

Wir wollen auch über Steuern & Co. sprechen. Wer kümmert sich um Ihre Belege? Machen Sie das auch selbst?
Nein, sondern eine Firma namens „Schreibtischkünstler“. Die machen meine komplette Ablage. Ich schicke ihnen all meine Belege – ja eigentlich fast alles, was ich habe. Und die organisieren dann auch alles andere, was mein Büro betrifft. So, wie ein guter Sekretär. Die verschicken Rechnungen, die Lohnsteuerkarte oder Bestätigungen und haben sogar schon mal für mich einen günstigen Flug nach London besorgt. Oder sie suchen einem einen günstigeren Handytarif. Eine super tolle Rundumbetreuung.

Die bestimmt nicht ganz billig ist…
Das stimmt, aber so kann ich mich voll auf meinen Job konzentrieren. Es ist natürlich schon eine gewisse Art Luxus, das ist mir klar. Aber solange ich mir das leisten kann, möchte ich darauf nicht verzichten. Und ehrlich gesagt ist mir meine knappe Freizeit dann auch zu schade, um sie mit Buchhaltungszeug zu vertun.

Interview: Jens-Stefan Hübel