- Reiseschriftsteller Andreas Altmann im Interview
Reisereporter Andreas Altmann: „Ich bin der Verheimlicher.“
Seine Bücher „Gebrauchsanweisung für die Welt“ und „Das Scheißleben meines Vaters…“ standen monatelang auf der „Spiegel“-Bestsellerliste. Bevor er Deutschlands erfolgreichster Reiseschriftsteller wurde, hat Andreas Altmann erst einmal reichlich Lebenserfahrung gesammelt. Er war Dressmann, Jura- und Psychologiestudent, Gärtner, Taxifahrer, Nachtportier, Privatchauffeur, Spüler, Kellner, Anlageberater, Straßenarbeiter und Schauspieler. Für seine Bücher ist er ohne Geld von Berlin nach Paris gelaufen und durch Indien, Südostasien und Südamerika gereist. Gerade hat der Kisch-Preisträger seine neueste Veröffentlichung angekündigt: „Verdammtes Land. Eine Reise durch Palästina“ erscheint im Frühjahr 2014.
Andreas Altmann, wenn Sie heutzutage in einem Hotel einchecken, was tragen Sie als Beruf ein?
Gewiss nicht meinen tatsächlichen. Ich bin der Verheimlicher. Schriebe ich „Reporter“, sofort spitzten die Leute die Ohren. Aber ich will sie einlullen. Auf dass sie mir brav und ahnungslos alles beichten.
Sie haben viele verschiedene Jobs ausgeübt, bevor Sie zum Schauspieler ausgebildet wurden. Gab es so etwas wie ein Erweckungserlebnis, das Sie zum Reisereporter und Schriftsteller machte?
Nein, gab es nicht. Es gab aber, irgendwann, nach vielen Irrungen, die Erkenntnis, dass ich zu nichts anderem taugte. Und dass ich zu nicht anderem taugen wollte.
Wann genossen Sie zum ersten Mal so etwas wie finanzielle Sicherheit? War das schon in der Schauspielzeit – oder erst, als die großen Magazine ihre Geschichten druckten?
Ja, ab dann wurde es cool. Ich habe – vor 25 Jahren – bis zu 7.000 Euro pro Reportage verdient. Gut, dafür musste ich oft schwitzen und davonrennen. Vor denen, die nicht wollten, dass man über sie berichtet.
Wie reist man besser – mit viel oder wenig Geld?
Geld hat für mich nur eine Bedeutung: Freiheit. Viel Geld wäre dann viel Freiheit. Wenn man damit umgehen kann. Mit dem Geld und mit der Freiheit. Viele können das ganz offensichtlich nicht. Sie haben nichts verstanden, sie wollen protzen.
Sie leben, wenn Sie nicht gerade in Deutschland auf Lesetour sind, in Paris. Warum?
Weil ich ein widerlicher Ästhet bin, sprich: eher unanständig bin, sprich: ich stehe auf äußere Werte. Und Paris ist das Paradies für jene, die in Schönheit und Eleganz sterben wollen.
Wie teuer ist das Schriftstellerleben dort?
Naja, etwas Knete sollte man schon mitbringen. Man zahlt praktisch für zwei Dinge Miete: für die Wohnung und die Schönheit der Stadt.