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DREHBUCHAUTOR XAO SEFFCHEQUE

Wenn ein „Tatort“ wiederholt wird, freut sich das Finanzamt!

Xao Seffcheque, gebürtiger Grazer, kam mit 20 Jahren nach Düsseldorf und wurde Gitarrist und Songwriter der Soulpunk-Band Family*5. Er arbeitete als Journalist für Musikmagazine wie Sounds, Spex oder Musik Express, war Moderator beim WDR-Fernsehen. Seit Mitte der achtziger Jahre hat er sich überwiegend aufs Schreiben verlegt. Er ist tätig als Drehbuch-, Theater-, Roman-, Hörspiel und Essayautor. Im Frühjahr 2014 sollen die Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Die Kleinen und die Bösen“ beginnen. Der 57-Jährige lebt inzwischen in Köln.

Xao Seffcheque, einmal ehrlich: Wie lebt es sich im Jahr 2014 als Drehbuchautor in Deutschland?
Immer beschwerlicher und anstrengender: Die TV-Sender kürzen, setzen mehr und mehr auf Billigformate, in der Fiktion werden Sendeplätze und Etats gekürzt, und die Kinofinanzierung ist inzwischen so kompliziert und langweilig, dass man diesen Bereich allenfalls noch als Zubrot sehen kann.

1991 schrieben Sie „Manta, der Film“ fürs Kino. Ihr erster großer kommerzieller Erfolg?
Senator-Film und Die Neue Constantin wollten das zu dem Zeitpunkt bereits leicht siechende Pferd schnell nochmal reiten. Senator hatte ein Drehbuch, das aber aus Sicht des Produzenten nicht funktionierte. So kamen mein Kollege Michael Arnal und ich ins Geschäft, allerdings unter der Prämisse, das Drehbuch in zwei Wochen schreiben zu müssen, weil die Constantin angeblich schon weiter war. Wir schafften das tatsächlich, dafür wurden wir mit dem Honorar total über den Tisch gezogen und erhielten 20.000 Mark als Total-Buyout für alles. Aber wir waren jung, pleite und ahnungslos.

Ihr neuester Filmstoff „Die Kleinen und die Bösen“ wurde von der Filmstiftung NRW gefördert. Von Kulturstaatsminister Bernd Neumann gab´s davor schon 250.000 Euro. Wie lange dauert es, bis ein Film umgesetzt wird?
Mein Freund Martin Ritzenhoff und ich hatten die Idee beim Pilzesammeln im Herbst 2003. Wenn alles gut geht, wenn wir den WDR noch ins Boot bekommen, wenn der Verleiher eine Garantie abdrückt, wenn der Co-Produzent seinen Förderanteil mitbringt, wenn die Hauptdarsteller bis dahin nicht andere Angebote annehmen, dann können wir ab April 2014 – sind ja nur gute zehn Jahre – mit dem Dreh beginnen. Wenn…

Worum geht es in dem Film?
In dieser Social-Tragicomedy streiten sich ein Bewährungshelfer und sein x-fach vorbestrafter Hauptklient um die 14-Jährige Tochter eines Kriminellen, wobei unser altruistischer Sozialarbeiter unbewusst die Seiten wechselt. Das Thema ist echtes Crossover: Adorno meets Britcom – „Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Und wenn ja, wie geil ist das?“

Wie gewöhnt man sich an das unregelmäßige Einkommen, das man als Drehbuchautor hat? 
Man gewöhnt sich an den ökonomischen Stress, irgendwie. So wie man sich vielleicht an Einarmigkeit gewöhnt. Aber das Problem ist: Die Bank gewöhnt sich nie wirklich daran. Strategie? Lass dich niemals auf nur einen Auftraggeber und einen Job ein, und sei er noch so verführerisch, agiere stattdessen als multipler Künstler und Dienstleister, nimm acht Aufträge an, damit aus zweien mit Glück etwas wird. Im Zweifelsfall gilt: ruhig durch die Hose weiter atmen.

Ist das Jahr finanziell in trockenen Tüchern, wenn man für einen „Tatort“ engagiert wird?
Ein „Tatort“ finanziert dich vielleicht für ein Jahr, wenn man allein, ohne Familie, und sehr bescheiden in einer günstigen Ostwohnung oder in der Eifel lebt. Im Grunde musst du stets verschiedene Projekte in unterschiedlichen Entwicklungsstadien in der Pipeline haben, damit immer wenigstens eines davon die aktuelle Miete bringt. Lang laufende Serien wie die „Lindenstraße“ haben gegenüber Einzelstücken den Nachteil, dass sie inhaltlich nicht ganz so spannend sind, bringen aber wirtschaftliche Berechenbarkeit mit sich. „Tatort“ oder „Ein Fall für zwei“ bringen durch Wiederholungen immer wieder plötzliche, größere Summen. Worüber sich dann aufgrund der ekligen Steuerprogression auch das Finanzamt freuen darf.

Sie haben die Erfahrung als Musiker und Drehbuchautor, schreiben aber auch für Magazine, Theater und Hörfunk. Bei welchem Genre sitzen Sie länger an der Steuererklärung?
Wenn man für Film / Fernsehen arbeitet, wird es steuerlich besonders kompliziert: Arbeitszimmer, Reisen, Recherchen. Dabei hat man es schon als Musiker und Journalist alles andere als einfach. Das Problem ist, dass man selbst für seine Krankenversicherung und die Altersvorsorge zuständig ist, meint, berechtigterweise viel absetzen zu müssen. Das sieht die Steuer nach wie vor meist anders. Vor allem jedoch, dass die Finanzbehörden diese Berufe nie wirklich ganz verstehen: Zum Beispiel denkt man dort immer wieder, bei einem Vertrag, bei dem es für das fertige Drehbuch, sagen wir mal 20.000 Euro gibt, fließt der komplette Betrag direkt mit der Unterschrift und der Lieferung des Exposés, für das es aber – harte Realität – nur 2.000 Euro gibt. Fazit: Wer es sich leisten kann, entscheidet sich für einen Steuerberater.

Was ist ihr Tipp für jüngere Kollegen?
Ich rate den jüngeren Kollegen, sich in einschlägigen Berufsverbänden zu organisieren (BVR, VDD, BVK, DJU usw.), als Freie in die Pensionsversicherung der Freien beim Rundfunk zu gehen, vielleicht auch ins Presseversorgungswerk, zumal diese Ausgaben größtenteils abgeschrieben werden können. Eine Sicherheitsliquidität ist sehr zu empfehlen, um möglichst wenigstens drei Monate ohne Auftrag überleben zu können und dennoch den Standard zu halten, sich zudem eine vernünftige Beratung zu holen. Und: Tretet in die Künstlersozialkasse ein. Das kann das physische und damit auch das künstlerische Überleben sichern – in jeder Bedeutung des Wortes.

Homepage: www.seffcheque.com