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Danny Latendorf (Foto: Jon Pride)

„Am Ende lebt man von seinen Fans und nicht von Likes und Kommentaren“

Danny Latendorf hat geschafft, wovon viele Künstler träumen. In Teenagertagen machte er sich als Straßenmusiker einen Namen in nationalen und internationalen Fußgängerzonen, mittlerweile spielt er eigene Konzerte – bis zu 150 im Jahr. Gerade ist sein Debütalbum »Color Your Life«erschienen.

Du kommst gerade von der Tour nach Hause. Worauf freust du dich?
Ich freue mich, nicht nur nach Hause, sondern irgendwie auch anzukommen. Manchmal ist das gar nicht so leicht, weil man nachdem ganzen Unterwegssein und den vielen Leuten um sich herum erstmal in ein kleines Loch fällt. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn die Leute zu deinen Konzerten kommen und mit dir feiern – aber wenn man dann nach Hause kommt, ist man alleine. Andererseits tut die Ruhe nach dem ganzen Trouble natürlich auch gut und ich freue mich darauf, Musik nur für mich und andere zu machen. So habe ich auch angefangen und deshalb möchte ich mir das unbedingt bewahren. Und auf meine Partnerin freue ich mich natürlich auch!

Lass uns mal einen Schritt zurück gehen: Wann und wie ist die Musik zum ersten Mal in dein Leben getreten?
Mein Vater ist Hobbymusiker und mich haben schon als Kind Konzertfilme und Ausschnitte von Live-Auftritten fasziniert. Mein erster richtiger Kontakt mit dem Ganzen war aber die Straßenmusik. Mich hat es so sehr fasziniert, dass Menschen sich in meiner Kleinstadt, aber auch in anderen Städten oder im Ausland einfach auf die Straße gestellt und Musik gemacht haben, dass ich das selber versuchen wollte.

Man fängt ja nicht einfach an, sondern muss erstmal ein Instrument lernen, oder?
Meine erste Gitarre habe ich von meinem Vater geschenkt bekommen. Dann habe ich angefangen, mir das Spielen selber beizubringen und bin anschließend einfach raus auf die Straße gegangen. Ich war noch jung und noch nicht so gehemmt, wie man das als Erwachsener oft ist. Das war sicher ein Vorteil. Ich habe mir die bekanntesten Cover – »Wonderwall« oder »Knockin‘ On Heavens Door« – rausgepickt und gespielt, bis ich das Songwriting irgendwann selber raus hatte und eigene Lieder schreiben konnte. Um anderen Leuten die Songs vorzustellen, war die Straße der perfekte Ort: Ich konnte an der Reaktion der Leute sehen, was funktioniert und was nicht.

Wie sind die Reaktionen denn im Allgemeinen?
Ganz unterschiedlich. Viele laufen einfach stur vorbei und erledigen ihre Einkäufe, aber ich habe auch schon ganz tolle Momente erlebt. Die Leute haben schon oft einen großen Halbkreis um mich gebildet und mir ganz genau zugehört, manche grinsen einen auch an oder klatschen mit –gerade in der Anfangszeit, wenn man noch gar nicht genau weiß, ob das, was man macht, gut ist, hilft einem das total.

Gibt es einen ganz besonderen Moment, an den du dich erinnerst?
Einer der schönsten Momente ist noch gar nicht lange her. Ich war auf einer Straßenmusik-Tour in Berlin unterwegs und habe am Alexanderplatz gespielt. Es war total schön zu sehen, wie sich innerhalb kürzester Zeit bestimmt 200 Menschen eingefunden und mir zugehört haben. Sowas kannte ich bis dahin nur von Festivals, bei denen Leute ja Eintritt zahlen, um Musik zu erleben. Aber dass dort so viele Menschen trotz der Kälte ihre Freizeit geopfert haben, weil sie mich singen hören wollten, war wirklich toll. Eine andere schöne Geschichte habe ich in den USA erlebt, wo ich oft in New York oder auch Chicago spiele, wo es viele Obdachlose gibt. Wenn ich dort spiele, kommt es nicht selten vor, dass sich die Jungs wie in einer Jam-Session dazugesellen und einfach anfangen zu rappen. Daran erinnere ich mich gerne zurück.

Wie kommt es, dass du so viel in den USA spielst?
Ich habe mit 16 dort Freunde besucht, die auch Musik gemacht haben. Wir sind dort viel umhergefahren, haben auf der Straße oder in Cafés gespielt und das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich das von da an regelmäßig gemacht habe.

Wie kommt man von der Straße denn dann in ein Studio, um seine eigenen Lieder professionell aufzunehmen?
Nach dem ich lange Straßenmusiker war, wollte ich auch richtige Konzerte und Festivals spielen oder mal in Clubs vor Leuten auftreten, die extra für meine Musik kommen. Also habe ich mit 18 eigene Songs in Studioqualität aufgenommen und mir so erste Auftritte besorgt, mittlerweile sind daraus 150 pro Jahr geworden und seit vier Jahren kann ich von der Musikleben. Aber der Traum war schon immer, auch ein eigenes Album aufzunehmen. Das macht man natürlich nicht mal eben so. Deshalb habe ich vorher schon EPs veröffentlicht, aber was das Debütalbum angeht, hat es eine ganze Zeit gedauert, die richtigen Leute zu finden. Über einen Zeitraum von fünf Jahren habe ich die Produzenten und Musiker, aber auch Investoren gefunden, die mit mir dieses Album endlich realisiert haben.

Das Album heißt »Color Your Life«, du verschickst am Ende von Emails gerne mal »bunte Grüße« – was hat es mit den Farben in deinem Leben auf sich?
Als ich anfing, von der Musik zu leben, habe ich ständig Pläne geschmiedet, wie es weitergehen könnte. Ich war total verbissen und mein Alltag sehr grau. Das hat mir selbst nicht gefallen, weil es so gar nicht meiner Vorstellung von einem glücklichen Musiker entsprochen hat. Also habe ich mich gefragt, wie ich meinen Alltag wieder bunter werden lassen kann – daraus ist dann der Song »Color Your Life«, aber im Grunde auch ein ganzes Lebensmotto entstanden. Deshalb heißt das Album auch so. »Color Your Life« ist mit dem kanadischen Produzenten Norm Strauss, den man von »The Voice of Germany« kennt, entstanden. Wir haben die Songs bei ihm und in Lemgo vorproduziert und schließlich im Studio eines Musikerschlosses in Dresden fertig aufgenommen. In den Castle Studios in Dresden hat sogar schon die US-amerikanische Produzentin Slyvia Massy mit Musikern wie Johnny Cash, den Red Hot Chili Peppers oder Tom Petty & the Heartbreakers zusammengearbeitet. 

Gab es für dich einen Plan B? Hättest du dir vorstellen können, einen klassischen 9-to 5-Job auszuüben?
Ich hatte als Jugendlicher viele Berufswünsche. Das ist, glaube ich, auch normal, weil man in dem Alter noch keine ganz konkrete Vorstellung hat. Ich wollte gerne etwas in Richtung Fotografie, Videofilm oder Sound und Ton machen. Aber als das mit der Musik immer mehr Platz in meinem Leben einnahm, habe ich gemerkt, dass ich nicht den ganzen Tag im Büro sitzen kann, sondern mich beruflich anders ausleben muss. Wobei man sagen muss, dass ich als Musiker ja auch nicht nur auf der Bühne stehe, sondern mindestens genauso oft in meinem Büro sitze.

Was machst du da denn?
Die Illusion, dass man nur Konzerte spielt und Musik macht, wurde mir schon früh genommen, weil ich ja auch alles andere selber mache: Auftritte kommen nicht von alleine rein, also musste ich mir überlegen, wie ich solche Möglichkeiten auftue, aber mich auch gut vermarkte. So oft wie ich auf der Bühne stehe und spiele, sitze also auch am Computer, schreibe Emails und führe Telefonate. Außerdem kümmere ich mich um meine Social-Media-Kanäle und versuche bei Instagram aber auch YouTube sehr präsent zu sein, weil dadurch wieder neue Anfragen reinkommen.

Hast du dich auch von Anfang selbst um deine Finanzen gekümmert?
Zu Beginn habe ich mir da noch gar keine Gedanken gemacht, wie viel reinkommt oder wie viel ich überhaupt zum Leben oder für Steuern brauche. Gerade als Straßenmusiker landet alles in deinem Gitarrenkoffer und ist für dich als Jugendlicher ein super Taschengeld. Als dann die ersten Gagen kamen, war das ein schönes Gefühl, weil ich gemerkt habe, dass meine Musik wertgeschätzt wird, aber ich war auch etwas überfordert. Als selbstständiger Musiker unterschreibst du ja nicht irgendwo einen Arbeitsvertrag und bekommst einmal im Monat dein Gehalt überwiesen, von dem schon alle Steuern und das Geld für die Krankenversicherung abgezogen worden sind. Es ist ganz normal, dass man da am Anfang etwas überfordert ist. Also habe ich mich gleich finanziell beraten lassen und geschaut, wie viel ich zurücklegen muss, damit es hinterher keine böse Überraschung gibt oder man mir Steuerhinterziehung anlasten kann. Damit fahre ich bis heute sehr gut.

Machst du deine Steuererklärung selber?
Nein, das mache ich nicht. Natürlich suche ich die Sachen zusammen, aber gebe sie dann ab, weil mein Steuerberater das für mich übernimmt. Der kümmert sich auch um die Buchhaltung, somit habe ich alle meine Einkünfte und Ausgaben dokumentiert. Das ist für mich das einfachste, weil ich so den Kopf für meine Tourdaten und neue Songs frei habe.

Wie pikant ist es für dich, wenn du eine Mail oder einen Anruf von deinem Steuerbüro bekommst?
Ich dachte früher immer, dass ich da nervös werden würde. Aber bisher hatte ich immer Glück. Mein Steuerberater kommt selbst aus der Musikbranche und ich habe bis dato keine bösen Überraschungen erlebt.

Wie ist es mit dem Thema Altersvorsorge. Machst du dir da schon Gedanken zu?
Ich habe die letzten Jahre immer gesagt, dass ich mir da noch keine Gedanken zu machen muss. Mittlerweile habe ich damit begonnen, 20 oder 25 Prozent meiner jeweiligen Gage zurückzulegen, merke aber auch, dass ich damit dann auch nicht ganz hinkomme. Außerdem habe ich viel mit Musikern zu tun und manche von denen sind fast doppelt so alt wie ich. Da hört man immer mal wieder, dass es im Alter eng mit dem Geld wird. Deshalb will ich das Thema demnächst mal angehen und mir überlegen, was für Rentenbeiträge für mich realistisch sind oder inwiefern ich mich auch musikalisch absichern kann.

Was fehlt dir noch in deiner Vita? Was möchtest du unbedingt noch erreichen?
Da gibt es viel. Ich habe zwar schon sehr viel gespielt, aber die Reise geht gerade erst so richtig los. Mein Ziel ist es nicht, mit meinem Alben auf kleinem Niveau weiterzumachen. Ich respektiere jeden Musiker, der das möchte – aber meine Ambition ist, mehr zu erreichen. Ich möchte mit meiner Musik gerne in den Charts sein und ein Netzwerk aufbauen, damit ich für den Rest meines Lebens Musik machen und ausverkaufte Konzerte spielen kann.

Was würdest du aufstrebenden Musikern raten?
Nie aufgeben – auch, wenn es mal nicht läuft oder man denkt, man würde nur schlechte Neuigkeiten bekommen. Ich kann jedem nur empfehlen, die Biografien von Musikern, Künstlern und Schauspielern zu lesen –denn dann merkt man, dass bei denen auch nicht immer alles sofort geklappt hat und sie sich davon trotzdem nicht haben einschüchtern lassen. Außerdem ganz wichtig: Kontakte knüpfen, netzwerken und sich nicht zu sehr auf seine Präsenz im Internet zu konzentrieren. Auch wenn das oft so wichtig scheint, wollen die Leute Künstler, die authentisch, echt und nahbar sind – denn am Ende lebt man von seinen Fans und nicht von Likes und Kommentaren.

Mehr Infos über Danny gibt es auf  www.danny-latendorf.com

Interview: Jan Wehn