- Der Regisseur Christian Schumacher im Interview mit Medienvorsorge.de
Christian Schumacher
Regisseur, Autor und Vorspannproduzent Christian Schumacher (45) aus Berlin zeichnet sich u.a. für die Vorspänne der Kult-Soaps „Verbotene Liebe“ (ARD) und „Verliebt in Berlin“ (SAT.1) verantwortlich. Medienvorsorge.de traf ihn in seinem Büro im Szeneviertel Prenzlauer Berg.
Keine Fernsehserie, die heute noch ohne aufwendig produzierte Vorspänne auskommt. Denn während bei Spielfilmen der Vorspann oft eine Art Einleitung darstellt und modernerweise einfach in den laufenden Film eingeblendet wird, besteht er bei Serien meist aus einem Zusammenschnitt einzelner Szenen aus verschiedenen Episoden, um den Zuschauer einerseits einzustimmen auf die bevorstehende Handlung, andererseits um ihn an bereits Gesehenes zu erinnern und somit die Bindung an die kommende Serie zu erhöhen.
Da es besonders bei Soaps und Novelas auch in Anbetracht auf den nötigen Quotenerfolg um das langfristige Binden der Zuschauer und Serienfans geht, werden diese Vorspänne inzwischen mit größtem Aufwand und finanziellem Einsatz gedreht.
Medienvorsorge.de: Für einen Regisseur wie Sie dürften die Vorspänne vermutlich nicht die Erfüllung aller künstlerischen Träume sein, oder?
Christian Schumacher: Vorspänne haben den Vorteil, dass sie in jeder Hinsicht komprimiert sind – auch zeitlich. Das heißt, dass ich auf der anderen Seite genug Raum und Zeit für meine anderen künstlerischen Projekte habe. Ich schreibe seit sechs Jahren das Buch für meinen ersten Kinofilm, den ich, wenn alles weiter so gut läuft, im Herbst 2010 drehen werde.
Wie kommt man als „klassischer“ Regisseur zu Vorspännen?
Ich sehe das Drehen von Vorspännen als eine Arbeit, die sehr hoch spezialisiert ist. Hinzu kommt, dass ein Vorspann eine sehr hohe senderechtliche Verwertung hat. Es ist also ein Werk, das oft täglich oder mindestens wöchentlich gesendet wird. Herangeführt wurde ich durch Anfragen von Fernseh-Produktionen, die mich gebeten haben, Vorspänne zu konzeptionieren und produzieren. Das Produzentendasein machte mir anfänglich Sorgen, denn wir reden hier oft über Etats, die sich im Rahmen von bis zu 200.000 Euro bewegen. Aber nach anfänglicher Nervosität, wurde ich sehr schnell routiniert und so gelassen, wie nötig.
Worum wird es in Ihrem Kinofilm gehen?
Um die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte: Um sieben Jahre aus dem Leben eines abgeschossenen Piloten im dritten Reich, Erwin Dold. Er wurde zum jüngsten Leiter eines Lagers für Deportierte. Nach dem Krieg wurde er als einziger Lagerleiter des dritten Reiches von einem französischen Gericht freigesprochen – aufgrund Aussagen ehemaliger Gefangener. Es ist übrigens eine wahre Geschichte.
Ein Lagerleiter wurde tatsächlich freigesprochen?
Ja! Aus vielen humanitären Gründen. Erwin Dold setzte sich für die Gefangenen ein. So schafft er es zum Beispiel, als gerade mal 25-Jähriger, sieben Rinder in das Arbeitslager zu schmuggeln. Dazu löste er Fliegeralarm aus, damit sich die Wachen im Lager zurückzogen. Dann schlachtete Dold die Rinder mit einigen eingeweihten Häftlingen heimlich in einer Baracke. Und das nur, um seine 2.000 hungernden Häftlinge versorgen zu können. Ich hatte das Glück, mit 15 in ganz Europa verteilten Zeitzeugen sprechen zu können – unter mit Erwin Dold selbst.
Zurück zum Thema „künstlerisch“: Wer ist für Sie am Set eines Films oder einer Serie eigentlich tatsächlich künstlerisch tätig und wer nur gewerblich bzw. kaufmännisch?
Im Wesentlichen der Regisseur und der Schauspieler. Auch der Kameramann, wenn ich mit ihm eine gemeinsame visuelle Sprache entwickele. Wenn ich aber das Konzept schon so weit gebracht habe, dass der Kamermann mir nur zuarbeitet, dann sehe ich die Kameraarbeit nur noch als eine bedingt künstlerische Arbeit. Genauso sehe ich das mit allen anderen Gewerken am Set.
Bekannterweise kommt es hier immer wieder mit der Rentenversicherung, der Künstlersozialkasse und dem Finanzamt zu Diskussionen. Wer ist für Sie Ansprechpartner, wenn es hier Fragen gibt. Hilft hier der Berufsverband?
Ich habe das Glück von einer Kanzlei steuerlich betreut zu werden, die sich auf diesen Bereich spezialisiert hat und sich hier auskennt. Und wenn ich rechtliche Fragen habe, wende ich mich an den Regieverband, der sehr schnell und unkompliziert hilft.
Vielen Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg für Ihren Kinofilm.