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Oliver Wnuk (FOTO: STEFFEN BÖTTCHER)

„Es ist ein Wunder, dass ich noch drehen darf!“

Oliver Wnuk, Jahrgang 1976, ist in Konstanz aufgewachsen und hat in München Schauspiel studiert. Mit der Erfolgsserie „Stromberg“ wurde er 2004 bekannt und etablierte sich als Fernseh-Schauspieler. Was viele nicht wissen: Wenn Wnuk nicht vor der Kamera steht, schreibt er Songtexte, Hörspiele und Theaterstücke. Zudem hat er zwei Romane veröffentlicht: „Wie im richtigen Film“ und „Luftholen“. Am 20. Februar 2014 kommt „Stromberg – Der Film“ in die Kinos.

Herr Wnuk, was unterscheidet den „Stromberg“-Kinofilm von der TV-Serie?Die Dreharbeiten haben sich eigentlich genauso angefühlt wie immer. Es war nur etwas kälter, weil wir viel unterwegs waren. Man könnte also sagen: Wir haben das Büro öfter verlassen.

Es ist das erste Mal, dass in Deutschland ein großer Spielfilm auch über Crowdfunding finanziert wurde. Was bedeutet das für die Schauspieler?Bargeld ist die ehrlichste Wertschätzung, die man von den Fans bekommen kann. Sie haben uns ihr Geld aber auch nicht geschenkt. Wenn der Film ein Erfolg wird, ist es für jeden Spender ein Rendite-Geschäft. Was uns als Schauspieler aber ganz klar gesagt wurde, war: Ohne das Crowdfunding hätte es diesen Film nicht gegeben.

Waren Sie überrascht, dass die Spendenbereitschaft so groß war?
Es war der pure Wahnsinn, wie schnell das Geld zusammengekommen ist: eine Million Euro in einer Woche. In dem Moment, als Christoph Maria Herbst das System bei „Stefan Raab“ erklärt hat, war die Kasse praktisch gefüllt. Unsere Produktionsfirma Brainpool hatte ursprünglich mit einem Zeitraum von vier Monaten gerechnet.

Ist die Finanzierung durch die Zuschauer ein zunkunftsträchtiges Modell für Ihre Branche?
Ja, gerade für populäre Serien kommt das in Frage. In der Zukunft, wenn das Fernsehen noch mehr ins Internet rutscht, wird man öfter auf solche Mittel zurückgreifen müssen. Es ist ja jetzt schon unglaublich schwierig, fiktionale Stoffe zu finanzieren.

Wie hat die Besetzung als Versicherungsangestellter Ulf Steinke Ihre Karriere beeinflusst?
Für mich die Kontinuität, die „Stromberg“ mit sich brachte, das wichtigste. Es ist nicht selbstverständlich, dass man zehn Jahre Arbeit bekommt und seinem Publikum so viel von sich zeigen kann. Ich bin zusammen mit den Kollegen und Zuschauern alt geworden – das ist das Schönste, was einem Schauspieler passieren kann. So oft kommt das in Deutschland gar nicht vor.

Sie schreiben neben der Schauspielerei auch: Bücher, Songtexte, Hörspiele und Theaterstücke. Könnten Sie davon alleine leben?
Es hängt ja immer davon ab, wie man leben möchte… Ich habe früh kapiert, dass man in dieser Branche zweigleisig fahren sollte. Wenn ich nicht mehr schauspielern könnte, würde mir immer etwas anderes einfallen. Im Idealfall würde ich in der Zukunft jeweils zur Hälfte spielen und schreiben.

Wer hat Sie eigentlich als junger Schauspieler in Gelddingen unterstützt?
Das Problem ist: Man bekommt für den kurzen Zeitraum, den man vor der Kamera steht, relativ viel Geld. Das kann einen schon mal dazu verleiten, zu viel auszugeben. Ich war da aber eigentlich nie in Gefahr. Als Student hatte ich einen Lohnsteuerhilfeverein, später habe ich mir einen Steuerberater gesucht. Was Geldanlagen angeht, war ich immer sehr interessiert und bin heute, wie man so sagt, breit aufgestellt.

Wie haben Sie Ihre Geldgeschäfte inzwischen organisiert?
Ich arbeite mit einem Finanzcoach zusammen. Zum finanziellen Schutz gibt es die Formel, dass man als Selbstständiger so viel Geld ansparen sollte, wie man neun bis zwölf Monate lang braucht. Dann kann einem schon fast nichts mehr passieren, wenn einem mal für gewisse Zeit die Felle wegschwimmen. Ich lege seitdem immer einen Prozentsatz meiner Gagen beiseite.

Was haben Sie von Ihrem Coach sonst noch gelernt?
Um mich langfristig finanziell abzusichern, investiere ich in Aktienfonds-Sparpläne, Gold und andere Sachwerte. Das funktioniert auch schon mit kleineren Beträgen.

Wen, wenn nicht Sie, könnte man nach seinen Versicherungen fragen!
Ich finde es ist unerlässlich, eine Risiko-Lebensversicherung und eine Krankheitsversicherung zu haben. Schauspieler können sich – ähnlich wie Models oder Schriftsteller – nicht gegen Berufsunfähigkeit versichern. Die Prämien sind einfach zu hoch.

Wie geht es Ihren weniger erfolgreichen Kollegen denn aktuell so?Arbeitslosigkeit ist ein großes Thema. In der Presse hört man immer nur von denen, bei denen alles toll läuft. Die Wahrheit ist: Nur etwas mehr als ein Prozent aller deutschen Schauspieler verdient mehr als 100.000 Euro im Jahr. Mehr als 50 Prozent verdienen aber weniger als 15.000 Euro. Davon kann man nicht leben. Und das widerfährt einem, obwohl man einen akademischen Studiengang hinter sich hat.

Waren Steuern und Finanzen jemals ein Thema an der Schauspielschule?Nein, wir waren damals eher total verstrahlt und hielten uns für die größten Künstler der Welt (lacht). Es gab lediglich ein Fach, das sich Vertragsrecht nannte. Wir gingen ja alle noch davon aus, irgendwann Theaterschauspieler zu werden.

Wie sehen Sie Ihre Gegenwart?
Seit ich die Schauspielschule vor 13 Jahren verlassen habe, sind ja jedes Jahr 250 vor Kraft strotzende Kollegen nachgerückt, also insgesamt über 3000 allein aus staatlichen Schauspielschulen. Und jedes Jahr werden nur wenige hundert Fernseh- und Filmrollen vergeben. Es ist ein Wunder, dass ich immer noch drehen und spielen darf.

Jetzt kommt also erst einmal der „Stromberg“-Film in die Kinos. Wie weit im Voraus können Sie überhaupt planen?
Ich weiß zum jetzigen Zeitpunkt zumindest genau, was ich im Jahr 2014 mache. Wenn alles klappt, werde ich drehen, schreiben und vielleicht noch etwas ganz anderes. Grundsätzlich ist es so, dass es in unserer Branche immer schwieriger wird: weniger Drehtage und weniger Geld. Ich bin zum Glück noch mit drei Vierteln meines Körpers in der Sonne.

www.stromberg-der-film.de